#NapoliLive: Pozzuoli

Neapel – Seismogramm einer Stadt

 

Für alle von euch, die ich zu Pfingsten nicht verreisen können: Schließt die Augen, stellt euch einen Platz irgendwo im Süden vor, umstanden von schattigen Steineichen, um den das Leben braust, die Kinder spielen, wo die Orangen im Laub leuchten. 

Seht ihr es vor euch? Gut, dann könnt ihr die Augen öffnen.

 

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Pozzuoli also: ein Tag der außergewöhnlichen Orte … Eine Kirche, die auf den Säulen eines römischen Tempels ruht. Ein Schwefel speiender Krater, für die Öffentlichkeit gesperrt, seit dort vor zwei Jahren Menschen starben. 

 

Und nun das drittgrößte Amphitheater der römischen Welt. Heute fast verlassen, nur von Möwen bevölkert, die dort auf den Rängen brüten und nisten, wo Gras wächst, Fenchel wuchert und Skabiosen blühen. Einzigartig dieser Ort aber auch durch seine unterirdischen Katakomben: Hier trifft geometrische Strenge auf die Anarchie des Verfalls, modellierendes Licht auf behutsam verhüllende Schatten. Gänge, Bögen, Säulen evozieren den kühlen, grausamen Genius der Erbauer, erwecken die kühne Dramaturgie des Inszenierens, Kämpfens, Spielens und Tötens. Unzählige Spolien, Säulenfragmente, Kapitelle und Architrave mildern die architektonische Strenge. 

 

Und so wandere ich durch die gewundenen Gänge, durchquere Lichtinseln, weiche marmornen Trümmern aus, erprobe mein Echo, ertaste die Dramaturgie, die damals Gladiatoren, Löwen, Tiger, Bären dirigierte, sehen Käfige, Kämpfer, ja ganze Bäume über Hebevorrichtungen in die Arena gehievt, im Publikum Schreie des Entzückens entlockend, flute in Gedanken die Arena, sie zum Schauplatz von Naumachien verwandelnd – alles zum Ergötzen des Publikums …

 

 

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